Willkommen bei der Kirmesgesellschaft Brüggen
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Der Begriff "Kirmes" ist mit der Kirchweihe unserer Kirche verbunden.

Aus diesem Grunde ist es interessant, dem einmal nachzugehen, und die Entwicklung, die sicherlich eng mit den örtlichen Gegebenheiten, was den Austragungsort angeht, und mit den ausrichtenden Gruppen und Vereinen verbunden ist, zu beleuchten.

Die Klärung dieser Frage ist allerdings schwierig, da Aufzeichnungen in den wenigstens Fällen vorliegen und man größtenteils auf mündliche Überlieferungen der alten Brüggener Bürger zurückgreifen muss. Eine weitere Hilfe gab die Chronik der Pfarre St.Joseph, die des Junggesellenvereins und die des Kegelclubs "Stiev Jonge".

Trotz intensiver Befragung der Brüggener Bürger konnte der Beginn der ersten Brüggener Kirmes nicht vollständig ermittelt werden.

Von Johann Peil erhielten wir jedoch folgende Informationen:

Die Kirmes wurde damals mit der Pfarrei Erftstadt Kierdorf zusammen gefeiert, weil Brüggen bis 1911 noch keine eigene Kirche hatte und der Pfarrei Kierdorf angehörte.

Nach Auskunft von alten Brüggenern, die vor 1900 geboren wurden, haben die Bürger Brüggens aber bereits vor der Jahrhundertwende eine eigene Kirmes gefeiert. Im Vordergrund stand damals ein reich gedeckter Tisch, denn zur Kirmes erwarteten die Brüggener, ob Bauern oder Arbeiter, viel Besuch von der Verwandtschaft.

Die Kirmes wurde damals immer am Sonntag nach dem Fest des hl. Hubertus (3.November) gefeiert.

Bei vielen Familien wurde dann ein Ziegenbock geschlachtet, der vom Frühjahr bis November gut gefüttert wurde. Er wurde später in großen Backöfen, teilweise sogar beim Bäcker, knusprig gebacken. Die Bäcker des Ortes backten seinerzeit Körbeweise Knipplätzchen, Streukuchen und Torten. Aus dieser Zeit stammt das Motto: "Appeltaat un Prommetaat, alles wid zaldat jemaad"

Nach Aussagen von "Spoole Düres" Theodor Wolf und Anton Fuß (Hubertusstr.) wurde am Vorabend der Kirmes mit Musik an einen bestimmten Ort gezogen, wo dann die Kirmes ausgegraben wurde. An dieser Stelle kam dann ein alter Knochen zum Vorschein, den man dort vergraben hatte. Danach zog man dann zum Vereinslokal, wo der Zachäus (=Kirmespaies - ausgestopfte Mannsfigur) über dem Eingang angebracht wurde.

Seit dem Bau der Kirche wurde dann offiziell Brüggener Kirmes gefeiert, und zwar jeden dritten Sonntag im September. Vor und nach der Jahrhundertwende waren die Kirmesfeierlichkeiten ganz bescheiden, denn die Bevölkerung von Brüggen war sehr arm.

Nachdem dann die ersten Brikettfabriken gebaut wurden, und die Bahnlinie von Horrem nach Liblar entstand, änderte sich das ganz gewaltig. Bei den ersten Kirmesfeierlichkeiten stand an der Ecke Erftstrasse (heutige Brüggener Straße)bei der Gastwirtschaft Holzporz (nachher:Gaststätte Ülpenich, „Erfttal", heute geschlossen) eine kleine Kirmesbude mit Pfefferkuchen und Süßigkeiten. Manchmal stand dort sogar ein Karussell, welches allerdings mit Muskelkraft betrieben wurde.

Nach dem 1. Weltkrieg, vielmehr nach der Inflation im Jahre 1923, wurden die Kirmesfeierlichkeiten zum richtigen Volksfest, und als der Denkmalplatz bebaut war, konnten oft nicht alle Fahrgeschäfte wegen Platzmangel angenommen werden.

Der Ablauf vollzog sich folgendermaßen:

In der Woche vor der Kirmes fertigten einige Junggesellen den Zachäus (Paies). Dieser wurde dann samstags nach Türnich oder Köttingen gebracht. Von dort kam er mit der Bahn nach Brüggen (Bahnhof), wo er dann vom Jungesellenverein und dem Tambour Corps abgeholt und meistens mit der Kutsche durchs Dorf zum Vereinslokal gefahren wurde. Dort wurde er dann über dem Eingang aufgehängt und blieb dort bis zum Kirmesende.

In den Sälen und Gasthäusern des Ortes war an allen Tagen Tanzvergnügen. Veranstalter waren damals die Brüggener Ortsvereine.

 

Text entnommen aus der Festschrift „25 Jahre Kirmes in Brüggen“ KC Stiev-Jonge